Donnerstag, 10. Juli 2014

Interkulturelle PFIVV-Vermittlerin Kadrie Mustafova

erzählt im Interview der MaMo-Reporterin Kathrin Miedniak

über ihr „Ankommen“ in Viernheim und Deutschland.

Es ist noch nicht lange her, da konnte Kadrie Mustafova selbst kein Wort Deutsch.

Doch die 33-Jährige biss sich durch den Sprachkurs und hilft heute Erstklässlern der Lampertheimer Schillerschule bei den Hausaufgaben.

 

VIERNHEIM. Deutsch zu lernen ist für Kadrie Mustafova keine lästige Pflicht. "Ohne Sprache kann ich mich nicht frei fühlen", sagt sie und streicht mit einem verlegenen Lächeln ihre langen blonden Haare zurück. Verlegen, weil dieser Satz so pathetisch klingt. Trotzdem sagt sie ihn genauso. Denn die Bulgarin weiß noch gut, wie sie sich kurz nach ihrer Ankunft im Jahr 2007 in Viernheim gefühlt hat: gefangen. Sprechen konnte sie damals nur mit ihrem Mann und ihrer vierjährigen Tochter. Der Höhepunkt ihres Tages war der Ausflug zum Spielplatz. Nach einigen Monaten hatte die studierte Bio- und Chemielehrerin das Gefühl, langsam zu ersticken.

Das alles ist sieben Jahre her. Heute spricht Mustafova fließend Deutsch. Sie arbeitet ehrenamtlich an zwei Tagen in der Woche als Mediatorin beim Projekt für interkulturelle Vermittlung in Viernheim (PfiVV), betreut im Auftrag des Lernmobils Erstklässler der Lampertheimer Schillerschule und macht eine Fortbildung zur "Eltern-Multiplikatorin". Das komplizierte Wort kommt ihr locker über die Lippen. Und das, obwohl sie den Deutschsprachkurs am Lernmobil nur bis Level B1 verfolgt hat. Für die drei fortgeschritteneren Kurse müsste sie nach Mannheim fahren. "Der Aufwand ist mir momentan zu groß", sagt Mustafova, die mittlerweile zweifache Mutter ist. Vielleicht holt sie die Kurse nach, wenn ihr heute zweijähriger Sohn älter ist. "Erfolgreich zu sein heißt für mich nämlich, sich weiterzuentwickeln."

Im Moment helfen ihr die Erstklässler der Lampertheimer Schillerschule bei dieser Weiterentwicklung. "Mit so kleinen Kindern zu arbeiten, ist neu für mich", erzählt die Wahl-Viernheimerin. Vor allem bei den Hausaufgaben hilft sie gerne, verbessert, erklärt, rechnet vor. "Die Arbeit mit den Kindern ist die beste Übung, um Deutsch zu lernen." Außerdem kommt es ihrem eigentlichen Beruf sehr nahe. "Es ist eine Selbstbestätigung", erklärt die 33-Jährige.

Eigentlich wollte Mustafova nach ihrem Studium in der bulgarischen Stadt Shumen Karriere als Lehrerin für Fünft- bis Zwölftklässler machen. Doch die hohe Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat machte die Jobsuche schwierig. Mustafova entschied sich, ihrem Mann zu folgen, der Arbeit bei einer Viernheimer Fliesenleger-Firma gefunden hatte. Bis sie das Gefühl hatte, in der Brundtlandstadt zu Hause zu sein, dauerte es aber rund vier Jahre. "Das war keine leichte Zeit, in einem fremden Land mit einer fremden Sprache", erinnert sich Mustafova. Doch sie biss sich durch. "Man muss sich Zeit geben."

Die Bulgarin belegte Deutschkurse beim Lernmobil und macht eine Ausbildung zur interkulturellen Vermittlerin. Als solche beantwortet sie Zuwanderern Fragen aller Art in Bulgarisch und Türkisch, ihrer zweiten Muttersprache. Manchmal übersetzt sie auch Eltern-Lehrer-Gespräche. Anderen zu helfen gibt ihr ein gutes Gefühl. Und noch etwas beobachtet Mustafova an sich: "Seit ich arbeite, fühle ich mich angekommen in Viernheim."

 

Abschlüsse nicht anerkannt

Sie lacht. "Manchmal, wenn ich beim Beantworten der Fragen merke, wie gut ich mich hier auskenne, habe ich sogar das Gefühl, eine Viernheimerin zu sein." Als Migrantin fühlt sie sich nicht. "Ich werde auch nicht diskriminiert", erklärt sie schulterzuckend. Viernheim sei sehr offen gegenüber Zuwanderern. Trotzdem vermisst sie ihre Heimat, wo ihre gesamte Familie lebt. Zweimal im Jahr stattet sie zwar allen einen Besuch ab. "Aber das reicht natürlich nicht", sagt Mustafova und verzieht das Gesicht. Trotzdem hält sie es für den richtigen Weg, nach Deutschland gekommen zu sein. "Ich habe jetzt eben zwei Zuhause", beschreibt sie ihre Situation pragmatisch.

Ihre Zukunft sieht die 33-Jährige klar in Viernheim, wo ihre Kinder aufwachsen. Wenn sie eines Tages in Deutschland als Lehrerin arbeiten will, muss sie allerdings noch einmal an die Uni. Ihre bulgarischen Abschlüsse werden hier nur zum Teil anerkannt, einen Teil der Prüfungen müsste sie erneut ablegen. "Abhaken will ich das auf keinen Fall", betont die Bulgarin. Zuerst einmal steht aber eine Prüfung als Eltern-Multiplikatorin an. Die Fortbildung macht sie zurzeit am Lernmobil. Das Ziel ist es, Eltern bei der Erziehung zu beraten. Als die 33-Jährige das Projekt erklärt, liegt ein Strahlen auf ihrem Gesicht. Kadrie Mustafova ist angekommen.

 

© Südhessen Morgen, Freitag, 04.04.2014

Kathrin Miedniak

 

 

 

 

 

Mittwoch, 9. Juli 2014

Hessentag 2014

Interkulturelle Vermittlerinnen der Stadt Viernheim und

Bensheimer Integrationslotsinnen und Integrationslotsen nahmen zusammen am großen Festzug beim Hessentag 2014 teil.

 

 

Mehr über den Festzug berichtete die Lampertheimer Zeitung.

 

Der sonnigste Hessentag aller Zeiten

 

 

 

Von Matthias Rebsch

VOLKSFEST Mit dem Festzug findet das Megaevent in Bensheim einen würdigen Abschluss / Ministerpräsident Bouffier spricht von einem „grandiosen Gastgeber“

BENSHEIM - Er sollte der krönende Abschluss des diesjährigen Hessentags werden. Und er wurde es auch. Beim Festzug durch die Straßen Bensheims am Sonntag zeigte nicht nur die Gastgeberstadt, wie vielfältig Hessen ist. Damit ist das Volksfest nach zehn ereignisreichen Tagen beendet. Ministerpräsident Volker Bouffier verkündete zum Abschluss noch einen Rekord.

„Es war der sonnigste Hessentag, den wir je hatten“, sagte Bouffier, der am Sonntag als Gast auf der Ehrentribüne Platz genommen hatte. Von noch nie dagewesenen 110 Sonnenstunden berichtete er, zuvor hatten die Organisatoren von 1,2 Millionen Besuchern und 1001 Veranstaltungen gesprochen. Bensheims Bürgermeister Thorsten Herrmann bedankte sich bei 3 000 ehrenamtlichen Helfern. Dafür gab es Lob vom Ministerpräsidenten, der sagte: „Bensheim war ein grandioser Gastgeber, die Stadt hat den Hessentag gelebt.“

Drei Kilometer schlängelte sich der Umzug durch die Bensheimer Gassen, Tausende Schaulustige säumten die Straßen – obwohl der Umzug live im Fernsehen übertragen wurde.

Den Anfang machte der Gastgeber. Dem Hessentagspaar Anne Weihrich und Markus Glanzner folgte die „Fraa vun Bensem“, ein Motivwagen der Heimatvereinigung „Oald Bensheim“. „Wir sind Bensheim“ teilten Vertreter aus den neun Stadtteilen anschließend mit. Zwei davon präsentierten einen eigenen Motivwagen: „875 Jahre Stadtteil Zell“ und „Auerbacher Schloss“. Die Bergsträßer Gebietsweinkönigin Franziska Jourdan posierte lässig mit einem Glas Wein in ihrem Cabrio. Anschließend präsentierten sich die Schulen. 15 gibt es im gesamten Stadtgebiet, 11 000 Schüler arbeiten dort auf einen Abschluss hin. Doch Bensheim ist nicht nur Schul-, sondern auch Kulturstadt, was der nächste Motivwagen zum Ausdruck brachte. Die Fastnachtsvereine der Stadt grüßten gemeinsam von einem Wagen mit dem närrischen Ausruf „Eijo“. Nach dem Spielmanns- und Fanfarenzug war die Motivgruppe „Bensheimer Netzwerk Sport – Vereine mit Tradition und Zukunft“ an der Reihe. „Bensheim hat 51 Sportvereine mit 15 000 Mitgliedern“, erklärte der Moderator an der Ehrentribüne. Mit 3 500 sei der TSV Auerbach der größte. Die Gruppe „Bensheim interkulturell“ verteilte Samen, diese sollten zeigen, dass dort etwas zusammenwächst.

Internationales Flair vermittelten die Trachtengruppen der Partnerkreise des Landkreises Bergstraße Schweidnitz, Kaunas und Polessk, die Folkloretänze aufführten und Lieder sangen. Die Stadt Lindenfels schickte gar eine alte Postkutsche vorbei. Einen spektakulären Auftritt legten mal wieder die Cheerleader der Redskins vom TV Bürstadt hin. Vor den Augen der zahlreichen Ehrengäste ließen sie die jungen Mädels in die Höhe steigen – was mit begeistertem Applaus honoriert wurde. Nur der Ministerpräsident konnte nur mit einem Auge hinschauen, weil er just in diesem Moment ein TV-Interview gab. In der Solardraisine, die seit kurzer Zeit zu den Attraktionen des Kreises zählt, kamen die Hoheiten der Gemeinden – unter ihnen die Lampertheimer Spargelkönigin Melanie sowie die Sonnenbotschafterin Christina aus Bürstadt.

Über Heppenheim ging es in die Landkreise Groß-Gerau, Darmstadt-Dieburg und den Odenwaldkreis. Auch die Partnerregion Hessens, Bursa, beteiligte sich am Volksfest. Selbst aus dem Main-Taunus-Kreis und dem Landkreis Kassel waren Motivgruppen nach Südhessen angereist – so dass der Umzug ein bunter Querschnitt durch das Leben in Hessen darstellte. Für Bensheim endeten mit dem Umzug und dem Konzert von Sunrise Avenue am Abend zehn aufregende Tage. Dann wird in der 40 000-Einwohner-Stadt wieder Ruhe einkehren. Der Zirkus reist nun weiter. 2015 findet der Hessentag im nordhessischen Hofgeismar statt. Deshalb war es dem 15000-Einwohner-Städtchen vorbehalten, den letzten Motivwagen ins Rennen zu schicken. Darauf wurde zum 55. Hessentag in Hofgeismar 2015 eingeladen. Der Hessentag 2014 in Bensheim ist Geschichte.

Lampertheimer Zeitung vom 16.06.14

 

 

 

 

 

 

Montag, 18. November 2013

Erweiterung der Interkulturellen Anlaufstelle im Rathaus

Ab sofort hat unsere Interkulturelle Anlaufstelle im Amt für Soziales und Standesamt

(Raum 313, 3. OG im Rathaus) auch montags von 9.30 Uhr bis 10.30 Uhr Sprechstunde.

 

Unsere Vermittlerin Kadrie Mustafova ist besonders für neue Zuwanderer in Viernheim zu sprechen. 

Frau Mustafova spricht fließend Deutsch, Bulgarisch und Türkisch.

 

 

 

Erweiterung der Anlaufstelle ab 18.11.2013, von links nach rechts:

Larysa Kay-Kulakowski (Abteilungsleiterin für Erwachsenenbildung, Verein Lernmobil),

Kadrie Mustafova (Interkulturelle Vermittlerin für Neuzuwanderer),

Sylvia Albrecht (Amt für Soziales und Standesamt).

 

Montag, 16. September 2013

Vorstellung der Interkulturellen Vermittlerinnen und Vermittler in Viernheim (PfiVV): Schulen mit "PfiVV"

16. September 2013 - 12:17

Viernheim

Die Arbeit der Interkulturellen Vermittlerinnen ist wichtiger denn je. Immer mehr Hilfesuchende benötigen die Unterstützung der ehrenamtlichen „PfiVV“- Mitarbeiterinnen. Die Zahl hat sich mittlerweile von 297 auf 664 mehr als verdoppelt. Im Rathaus stiegen die Anfragen sogar auf das Dreifache an. Auch an der Schillerschule soll es bald eine PfiVV-Anlaufstelle geben. Vorherige Woche fand in der Goetheschule die Vorstellung der Interkulturellen Vermittlerinnen an Schulen statt.

Interkulturelle Vermittlerinnen an Schulen

Unter dem Motto „Schulen mit PfiVV“ begrüßte Bürgermeister Matthias Baaß die anwesenden Vermittlerinnen wie auch die Projektverantwortlichen vom Verein Lernmobil Dr. Brigitta Eckert und Larysa Kay-Kulakowski, ebenso die Vertreterinnen der Viernheimer Schulen. 

Brigitta Eckert über das Projekt: „Wir möchten die Arbeit des PfiVV bekannter machen und alle Bürgerinnen und Bürger auf die verschiedenen Anlaufstellen in Schulen, dem Rathaus und sonstigen Einrichtungen aufmerksam machen.“ 
Larysa Kay-Kulakowski gab einen Einblick in den steigenden Bedarf an Beratung für Neu-Viernheimer: Kamen im Jahr 2010 insgesamt 297 Kunden zu den Vermittlerinnen, waren es in 2012 bereits 664 Kunden. An den Schulen zeigt sich der große Bedarf an Beratung noch deutlicher: Dort suchten in 2010 21 Hilfesuchende  die Vermittlerinnen auf, 2012 kamen 165 Kunden zur Beratung. Im Rathaus haben sich die Anfragen sogar verdreifacht. 

Durch die Zuwanderung aus Osteuropa waren es 2012 vorrangig bulgarische Eltern (43 %), die bei PfiVV um Hilfe baten. 18 % der Unterstützungsuchenden kamen aus der Türkei, 9 % waren Deutsche. 

Die interkulturellen Vermittlerinnen, welche zu Beginn nur an einer Schule tätig waren, sind nun in der Goetheschule, der Nibelungenschule, der Friedrich-Fröbel-Schule als auch der Alexander-von-Humboldt-Schule tätig und helfen tatkräftig dabei mit die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern zu verbessern. 
Lehrerschaft und Eltern „verstehen“ sich nicht nur besser, viele Eltern bekommen hier auch Rat zu schulfremden Themen. Kadrie Mustafova, studierte Lehrerin aus Bulgarien, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt, ist nun an der Goetheschule als Vermittlerin tätig und berichtet: „Hauptprobleme der Eltern sind Sprachbarrieren. Häufig übersetzen wir für die Eltern Schulschreiben, geben Informationen zu Schulveranstaltungen und begleiten Lehrer-Eltern-Gespräche. Wir geben uns viel Mühe, um Brücken zwischen Menschen und Institutionen zu schaffen.“

Ina Jerenashvili, die an der Nibelungenschule Hilfestellung leistet, will die Eltern noch vor Schulbeginn informieren: „Wir wollen schnellstmöglich Kontakt zu den Eltern aufbauen, deswegen stellen wir uns bereits bei der Einschulung vor. Schließlich wollen wir den Eltern auch Unsicherheiten nehmen und Probleme schnellstmöglich lösen können.“

„Auch die Frage nach der Kinderbetreuung bewegt viele Neubürger“, so Ruzhitsa Karaasenova, die am T.I.B. mit ihren Bulgarischkenntnissen viele Eltern unterstützt. „Viele Eltern kennen sich mit den deutschen Strukturen nicht aus, sie wissen nicht, wie sie die Betreuung der Kinder finanzieren können, wie sie die Kinder während der Arbeit unterbringen können. Ich weise den Menschen ihre Möglichkeiten auf, häufig ist es aber auch so, dass ich die Erstberatung in vielen Fragen rund um das Leben hier in Viernheim gebe.“

Bürgermeister Baaß schätzt die ehrenamtliche Arbeit der Vermittlerinnen an den Schulen mit „PfiVV“, aber auch an den anderen Anlaufstellen, welche zukünftig weiter ausgebaut werden soll: „Die Vermittlerinnen leisten Großes für die Bürger und die Stadt. Ihnen gebührt großer Dank!“

Dr. Brigitta Eckert gab einen kleinen Ausblick in die Zukunft des PfiVV: „Bisher bieten wir eine offene Beratung. Zukünftig wäre es wünschenswert, wenn sich das Kollegium der Schulen stärker mit den Vermittlerinnen verzahnen könnte. Der Fokus muss auf den Eltern liegen, damit diese den Bildungsweg ihrer Kinder besser begleiten können. Außerdem soll bald auch die Schillerschule eine interkulturelle Vermittlerin bekommen.

 

Quellenangaben

Text und Foto: 

Stadtverwaltung Viernheim

- See more at: http://metropolnews.info/node/43951#sthash.ipFWq43d.dpuf

 

Vorstellung der PFIVV-Anlaufstellen im Schulbereich

VERMITTLUNG: Projekt für interkulturelle Vermittlung läuft erfolgreich / Im Jahr 2012 über 660 Kunden betreut

Bindeglied zwischen den Bürgern

Gemeinsam mit Bürgermeister Matthias Baaß schilderten die Vermittlerinnen des Lernmobil-Projekts "PfiVV" ihre Erfahrungen im Alltag an den verschiedenen Einsatzorten und verwiesen dabei auf eine stetig steigende Zahl an Kunden.

©  JR

VIERNHEIM. Was vor Jahren noch kritisiert und belächelt wurde, hat sich mittlerweile zu einem Schlager entwickelt. Das Lernmobil-Projekt "PfiVV" (Projekt für interkulturelle Vermittlung Viernheim) hat auch außerhalb der Brundtlandstadt für Aufmerksamkeit gesorgt, und in Viernheim werden enorme Zuwachsraten registriert.

"Mittlerweile sind unsere Vermittlerinnen an fast allen Schulen tätig, was den Bekanntheitsgrad natürlich gesteigert hat", freut sich Dr. Brigitta Eckert vom Lernmobil über die Entwicklung.

Anlässlich einer Präsentation in der Goetheschule schilderten die "PfiVV"-Mitarbeiterinnen ihre alltäglichen Erlebnisse. Besondere Schwerpunkte sind auf den ersten Blick nicht auszumachen.

Hilfe bei Sprachbarrieren

Oft gilt es den Kunden, wie die Hilfsbedürftigen genannt werden, über Sprachbarrieren hinwegzuhelfen, die bei Behördengängen oder dem Ausfüllen von Formularen oft zu Missverständnissen führen. Auch bei den Eltern-Lehrer-Gesprächen sind die Vermittlerinnen mit dabei.

Immer mehr Hilfesuchende kommen ins Rathaus, weshalb sich Ayten Salikutluk und Natalia Karatas sowie die hauptamtliche Vermittlerin und Betreuerin, Sylvia Albrecht, nicht über Mangel an Arbeit beklagen können. Zu den Mittwoch-Sprechstunden kommen in erster Linie Menschen mit türkischem und russischem Migrationshintergrund.

Den größten Zuwachs verzeichnen die Anlaufstellen in den Schulen. Nahmen 2010 lediglich 21 Mitbürger den Service des Lernmobils in Anspruch, wurden im folgenden Jahr 265 Kunden gezählt, Tendenz steigend. Insgesamt waren es 664 Kunden im Jahr 2012, was mehr als doppelt so viele waren wie 2011. Veränderungen hat es auch bei den Nationalitäten gegeben, die "pfivvigen" Rat und Hilfe suchten.

Im Schulbereich waren zuletzt die Bulgaren (43 Prozent) in der Überzahl, gefolgt von Türken (18.). An dritter Stelle kommen aber schon die deutschen Mitbürger (9).

Projektleiterin Larysa Kay-Kulakowski zollte ihren Mitarbeiterinnen großes Lob. "Durch deren persönliches Engagement hat "PfiVV" deutlich an Bedeutung gewonnen. In allen Bereichen haben wir interessante Entwicklungen festgestellt. Die Angebote haben sich herumgesprochen und werden immer mehr angenommen".

Baaß lobt die Arbeit

Auch Bürgermeister Matthias Baaß zog bei der Präsentation der Fallzahlen ein positives Resümee. Die interkulturellen Vermittlerinnen seien zu einer Institution geworden, leisteten gute Arbeit und würden von vielen Seiten akzeptiert. "PfiVV" sei für das Miteinander in der Stadt von unschätzbarem Wert. JR

© Südhessen Morgen, Samstag, 14.09.2013

 

Freitag, 21. Juni 2013

Projekt mit vollem Erfolg

INTEGRATION: Projekt für interkulturelle Vermittlung gewinnt an Bedeutung / Nachfrage nach Beratung mehr als verdreifacht

Berührungsängste lassen nach

Die interkulturelle Arbeit von PfiVV bewährt sich: Davon sind (v.l.) Sylvia Albrecht vom Sozialamt,
Bürgermeister Matthias Baaß, Dr. Brigitta Eckert, pädagogische Leiterin des Vereins Lernmobil,
Vermittlerin Ayten Salikutluk und Projektleiterin Larysa Kay-Kulakowski überzeugt.

©  fds

VIERNHEIM. "Es bereitet mir viel Freude, mich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen und durch meine Arbeit etwas über diese Kulturen zu lernen", berichtet Ayten Salikutluk. Bei einer Pressekonferenz informierten Bürgermeister Matthias Baaß, Vertreterinnen des Vereins "Lernmobil" sowie zwei Vermittlerinnen über den Fortgang des Projekts für interkulturelle Vermittlung in Viernheim (PfiVV).

Viele Migranten suchen nach ihrem Zuzug zunächst nach Orientierung. Dabei können Probleme beim Erlernen der deutschen Sprache ebenso wie Unsicherheit im richtigen Umgang mit den Behörden auftreten. Im Jahr 2007 rief daher das "Lernmobil" eine Initiative ins Leben, das Neubürgern die Integration in den deutschen Alltag erleichtern und gleichermaßen Berührungsängste reduzieren soll. In Kooperation mit der Stadt Viernheim bildete der Verein Frauen zu interkulturellen Vermittlerinnen aus, die nun ehrenamtlich den Dialog zwischen Verwaltung und Bürgern fördern.

Lösung von Konflikten

Ayten Salikutluk ist eine dieser ehrenamtlich tätigen Vermittlerinnen. Die Türkin begleitete das Projekt von Beginn an und sprach vor der einjährigen Ausbildung mit Mitarbeitern des Lernmobils auch ihre persönlichen Ängste an, die sie aufgrund der großen Verantwortung empfunden habe. Während der insgesamt zehn Module lernte Salikutluk aber dann, Konfliktsituationen nüchtern zu begegnen und somit zur Lösung von Problemen beizutragen. Die Vermittlerin arbeitet im Rathaus, das für Migranten aktuell die wichtigste Anlaufstelle bei Problemen des Alltags darstellt.

Nach dreijähriger Überprüfungsphase stellten die Mitarbeiter von PfiVV fest, dass sich die Kundenzahl zwischen 2010 und 2012 von 103 auf 358 mehr als verdreifacht hat. Daraus ließ sich ein zunehmender Bedarf nach individueller Betreuung ableiten. Darüber hinaus entstand bei den Vermittlerinnen der Eindruck, dass das vielseitige Beratungsangebot für Neubürger in Viernheim mehr und mehr im öffentlichen Bewusstsein verankert ist.

Die alltägliche Arbeit der interkulturellen Vermittlerinnen umfasst viele verschiedene Bereiche: Hilfe bei gesundheitlichen Problemen, die Anmeldung zu Sprachkursen, das Übersetzen von Briefen öffentlicher Ämter und Ausländerbehörden sowie die Kontaktsuche in Vereinen und sonstigen Gruppen. Die Kunden des PfiVV-Projekts seien den Beraterinnen dabei für die persönliche Beratung besonders dankbar, da sie in Zeiten der elektronischen Kommunikation nicht mehr selbstverständlich sei.

Das städtische Sozialamt begrüßt die Entwicklung des Projekts ebenso wie Bürgermeister Matthias Baaß: "Das PfiVV-Projekt ist in unserer Stadt endgültig angekommen und wird sehr dankbar von den Neubürgern angenommen. Die interkulturellen Vermittlerinnen verwandeln unser Rathaus in das Willkommensschild der Stadt." Geplant ist nun eine Ausdehnung der Beratungszeiten, um die konstant steigende Nachfrage decken zu können.

Von Felix Disson (Südhessen Morgen)

© Südhessen Morgen, Donnerstag, 20.06.2013